Whisky-Samples sind die optimale Möglichkeit, möglichst viele Abfüllungen kennenzulernen, ohne gleich ganze Flaschen zu kaufen oder ein Tasting besuchen zu müssen. Wo ihr diese herbekommt und wie das Ganze funktioniert, erkläre ich euch hier.
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Whisky ist zu teuer für Fehlkäufe
Ein Bowmore 15 Darkest für 56 Euro, ein Lagavulin 16 für 51 Euro? Das sind sicher faire Preise für sehr gute Whiskys – relativ gesehen. Absolut gesehen ist es trotzdem viel Geld für etwas, was ausschließlich dem Genuss und Vergnügen dient. Das kann schnell zu einem teuren Hobby werden – besonders dann, wenn man auch mal Abfüllungen probieren möchte, deren Flaschenpreis bei (weit) über 50 oder sogar 100 Euro liegt. Und wer weiß, ob man den teuren Whisky überhaupt mag? Ein paar Scheinchen hingelegt, einen Schluck genommen und dann verstaubt die Flasche im Schrank, weil der Inhalt einfach nicht schmeckt? Kann passieren!
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Sicher: In Whisky-Geschäften vor Ort hat man oft die Möglichkeit, die eine oder andere Abfüllung zu verkosten, bevor man zuschlägt. Aber nur die wenigsten Läden haben alle Flaschen offen. Und bei Internet-Bestellungen geht das sowieso nicht – zumindest nicht in der Form. Auf gut Glück zu kaufen, ist riskant und im Zweifel zu kostspielig. Vorher verschiedene Tasting- und Verkostung-Berichte zu lesen, ist ja schön und gut. Aber gerade bei Whisky können sich die Geschmäcker der Verkoster so sehr voneinander unterscheiden, dass man trotz einer Empfehlung von Freunden oder Experten einen echten Fehlgriff tun kann. Was also tun?
Günstige Whisky-Samples testen
Die Lösung des Problems sind Whisky-Samples. Auf Deutsch: Whisky-Proben. Und ich meine jetzt nicht die offiziellen Miniaturen, die einige Brennereien und Abfüller herausgeben und die aussehen wie die große Flasche nur in klein. Die sind auch wieder teuer, wenn man sie auf den Literpreis umrechnet. Und man bekommt ohnehin nicht alle Sorten, die man gerne hätte.
Wovon ich hier rede, sind Flaschenteilungen und Proben, die in diversen Online-Foren und sozialen Netzwerken von Privatpersonen angeboten werden. Aber auch Whisky-Shops im Internet bieten immer öfter (fast) das gesamte Sortiment auch in Form von selbst abgefüllten Samples an. Dabei handelt es sich dann um ein gewerbliches Angebot. Für beide gilt aber: So kommt ihr recht günstig an 2- bis 10-cl-Proben von Whiskys, die ihr gerne einmal testen möchtet.
Apropos soziale Netzwerke: Facebook war bis Mitte 2019 einer der größten Umschlagplätze für den privaten Handel mit Samples. Die diversen Whisky-Gruppen waren ein echtes Schlaraffenland für alle Whisky-Freunde, die gerne Neues probieren. Doch die Plattform hat dem im Juli 2019 mit neuen Richtlinien einen Riegel vorgeschoben und den Handel mit Alkohol verboten – zumindest auf privater Basis. Es ging sogar soweit, dass die größte deutsche Whisky-Gruppe auf Facebook mit über 13.000 Mitgliedern plötzlich geschlossen wurde. Von jetzt auf gleich! Über Nach! Das war schon ein Schock für viele. Aber wie das immer so ist im Leben: Es muss weitergehen. Und zwar so:
Privater Handel mit Whisky-Samples
Zunächst zu den Angeboten der Privatleute: Whisky-Freunde bieten Teile ihrer privaten Whisky-Sammlung oder einer neu gekauften Flasche zum Verkauf an – und das in der Regel ohne Gewinnabsichten. Ihr bezahlt also den gleichen Literpreis wie bei einer großen Flasche, die ihr selbst neu im Geschäft kauft. Die Kosten für Versand und Verpackung (Sample-Fläschchen, Karton etc.) kommen natürlich noch dazu. Mit 0,50 bis 1 Euro pro Sample-Flasche muss man rechnen.
Oft liest man auch folgende Art von Anfrage zur Flaschenteilung: Da ist jemand an der neuen Abfüllung von Signatory Vintage, Ardbeg oder GlenAllachie interessiert, möchte sich aber nicht allein eine ganze Flasche für viel Geld kaufen. Daher fragt er andere Whisky-Fans, ob sie sich beteiligen möchten – meist mit 5 cl oder 10 cl. Melden sich genügend Interessenten, kauft der Initiator die Flasche, teilt den Inhalt auf Sample-Flaschen auf und versendet an alle, die sich gemeldet haben. Vorteil für den, der die Originalflasche gekauft hat: Er darf sie behalten. Manchmal gibt er das „Altglas“ aber auch gerne ab, wenn man höflich fragt.

Wenn ihr bei solch einer Flaschenteilung mitmachen möchtet, dann meldet euch beim Anbieter. In der Regel geht das über die Kommentar-Funktion bzw. Nachrichten-Funktion (je nach Plattform). Manchmal muss man schnell sein. Geht es um eine aktuell angesagte Whisky-Abfüllung, kann die Flasche innerhalb von Minuten verteilt sein. Habe ich selbst schon erlebt, dann steht man mit leeren Händen da. Manchmal dauert es aber auch Tage – oder es kommt gar nicht zur Teilung. Die weitere Abwicklung läuft dann über private Nachrichten: Austausch der Zahlungsinformationen (Bezahlung meist per PayPal oder Überweisung) und Lieferadressen. Oft habt ihr noch die Möglichkeit, die Versandart zu wählen: Maxibrief ist günstig, aber unversichert; Paket etwas teurer, dafür mit Versicherung und Sendungsverfolgung.
Möchte man einfach aus dem bestehenden Sample-Sortiment eines Anbieters wählen, läuft die Abwicklung sofort über Privatnachrichten. Ihr schreibt dem Anbieter einfach, was ihr gerne hättet. Seine Angebote samt Preise kennt man bereits aus dem Forum bzw. sozialen Netzwerken, wo er sie veröffentlicht hat (s. unten). Nachdem Bankdaten und Versandadresse ausgetauscht wurden, überweist ihr den Gesamtbetrag für Whisky, Verpackung und Versand per Banktransfer oder PayPal. Das sind in dem Bereich die üblichen Zahlungsmethoden. Einige Tage später erhaltet ihr den/das Paket/Päckchen/Maxibrief per Post.
Hier gibt es Whisky-Samples aus privater Hand
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Foren
- Spezialisierte Webseiten
- Facebook-Gruppen
- MeWe-Gruppen
- WhatsApp-Gruppen
Wie gesagt, ist der private Handel mit Alkohol auf Facebook nicht mehr erlaubt. Trotzdem existiert die oben genannte Whisky-Gruppe auf Facebook. Wie kann das sein? Ich schlage vor, dass ihr die Gruppe einfach besucht und euch anmeldet. Dann bekommt man den Dreh ganz schnell raus. Ein echter Tipp! Die genannten MeWe-Gruppen existieren aktuell noch, aber auch hier scheint der Betreiber des sozialen Netzwerks zunehmend gegen den Alkoholhandel vorzugehen. Der eine oder andere sehr engagierte Whisky-Freund betreibt außerdem ein eigene WhatsApp-Gruppe für Flaschenteilungen.
Gewerblicher Sample-Handel als Alternative
Bei den gewerblichen Anbietern unterscheide ich zwischen den normalen Whisky-Shops, die mehr oder weniger große Teil des Sortiments auch als Samples anbieten, die sie auch selber abfüllen. Dazu gehören zum Beispiel Die Whiskybotschaft, Whisky in Wiesbaden und whic. Hier hat man eine große Auswahl, allerdings ist der Literpreis deutlich höher als bei den privaten Anbietern. Die Leute von Simple Sample versuchen hingegen, preislich mit den privaten Flaschenteilungen mitzuhalten. Das gelingt natürlich nicht ganz, aber für einen kommerziellen Anbieter sind sie nah dran.
Und dann gibt es noch die spezialisierten Tasting-Set-Anbieter, die drei bis sechs (oft thematisch zueinander passende) Samples in einem schicken Karton verpacken und euch zusenden – wahlweise mit Abonnement. Dazu gehören zum Beispiel Tastillery und Tasting Samples, aber auch wieder whic. Dort gibt es ebenfalls eine große Auswahl an Whisky-Tasting-Sets, die der Anbieter selbst zusammenstellt. Aber Tasting-Sets von Drittanbietern findet ihr inzwischen auch in fast jedem Whisky-Laden – egal ob on- oder offline – und sogar manchmal in den Spirituosen-Abteilungen von Kaufhof, Karstadt und Supermärkten. Aber das ist hier jar gar nicht das Thema.
Whisky-Samples: Misstrauen meist unbegründet
Die ganze Sample-Geschichte ist also eine wunderbare Sache für neugierige Whisky-Freunde – vor allem die privaten Flaschenteilungen. Günstiger kommt man keinesfalls dazu, unbekannte Whiskys zu verkosten. Ich kann nur empfehlen, es auszuprobieren. Allerdings gehört gerade bei dem privaten Probenversand und den Flaschenteilungen auch eine gehörige Portion Vertrauen dazu. Erhaltet ihr wirklich den Whisky, den ihr bestellt habt? Oder hat da jemand etwas in die Flasche gefüllt, was nicht dem entspricht, das versprochen wurde? Das kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, wenn man den Whisky noch gar nicht kennt. Ihr müsst dem Umfüller vertrauen.
Und der Initiator einer Flaschenteilung muss sich darauf verlassen können, dass alle, die zu Beginn Interesse bekundet haben, auch noch bereit sind zu zahlen, wenn es schließlich zur Teilung kommt. So etwas wie Käuferschutz oder andere Sicherheitsmechanismen, die man etwa von eBay oder diversen Versandhändlern kennt, gibt es in den Foren und sozialen Netzwerken nicht. Alles läuft auf rein privater, nicht-kommerzieller Ebene ab. Alles basiert mehr oder weniger auf (blindem) Vertrauen – sowohl beim Käufer als auch beim Verkäufer. Anders sieht das natürlich wieder bei den gewerblichen Sample-Anbietern aus. Da ist das Grundvertrauen von Anfang an höher.
Allerdings muss ich ganz klar sagen: Innerhalb der Whisky-Community wird weniger Schindluder getrieben. Den Leuten, die in Foren und auf den diversen Plattformen Samples anbieten, kann man in der Regel vertrauen – behaupte ich jetzt einfach mal. Ich bin jedenfalls ein großer Freund von Flaschenteilungen und Whisky-Samples und schlage immer wieder mal zu, wenn ich eine spannende Abfüllung sehe oder mir der Sinn nach neuen Whiskys steht. Bisher hat immer alles reibungslos funktioniert. Und inzwischen habe ich selbst sogar schon einige Flaschenteilungen veranstaltet. Auch hier lief immer alles problemlos über die Bühne.
Hallo alle zusammen,
es gibt doch nicht schöneres als am eigenen Kamin mit einem Glas Whisky über den Sinn des Lebens nachzudenken. Im besten Fall verbringt man diesen Moment noch mit dem Menschen, den man liebt. Die Idee mit dem Verschicken der Samples finde ich sehr gut, jedoch könnte man noch zusätzlich einen Botendienst buchen, damit die Lieferung schneller erfolgt.
Viele Grüße
Jonas
Danke für diesen sehr subtilen Kommentar ;-)
Hallo Chris,
schöne Zusammenstellung. Ein wenig schade finde ich, dass sich die Flaschenteilung oft auf die Whisky-Szene beschränkt. Für andere Spirituosen wie z. B. Rum findet man diese Möglichkeit seltener.
Vielleicht könnte man daher an dieser Stelle noch weitere Spirituosen ergänzen?
Für Rum wäre z. B. die Flaschenteilung der „Rum Community“ (http://rumcommunity.de/forum/viewforum.php?f=35) erwähnenswert.
Viele Grüße
Sebastian
Hi Sebastian, danke für den Input. Da muss ich vielleicht noch mal einen Artikel über Rum-Pröbchen schreiben. Warum eigentlich nicht? Gruß, Chris
Sehr schön geschrieben und vielen Dank für die Erwähnung der Whiskybotschaft!
Einen wichtigen Punkt möchte ich noch hinzufügen, der für Abfüller bzw. auch den Tausch untereinander wichtig ist.
Whisky ist ein Lebensmittel- und Lebensmittel werden neben Trinkwasser am schärfsten in Deutschland untersucht. Auch wenn man der Meinung ist, Alkohol desinfiziert ja- das Lebensmittelamt interessiert das nicht. Samples abzufüllen, bedarf es erst einmal einem heftigen Griff in den Geldbeutel! Ich möchte nicht alle Punkte aufführen, die erforderlich sind, das würde den Rahmen sprengen. Unter anderem braucht man einen speziellen gefliesten Raum, Edestahlarbeitsfläche, eine geeichte Abfüllmaschi ne,, ein Hygienezeugnis, einen Hygienebeauftragten.. etc…etc. Erst dann kann man die Freigabe des Lebensmittelamtes- welches in unregelmäßigen Abständen prüft, erlangen. Kann man dies alles nicht vorweisen, wird’s teuer- bis zur Geschäftsschliessung. Die meisten Genießer wissen das nicht, deswegen erwähne ich es- denn dadurch entstehen die meisten Kosten. An einem Sample macht sich kein vernünftiger Händler die Taschen voll.
Einfach für den Hinterkopf, beim nächsten Samplekauf warum die Preise vergleichsweise hoch sind.
Hi Tim, vielen Dank für deinen Kommentar. Das sind in der Tat interessante Hinweise, was die gewerblichen Sample-Anbieter angeht. Stillschweigend geht man ja immer davon aus oder hofft zumindest, dass alle diese strikten Vorgaben einhalten … Gruß, Chris
Sicherlich keine schlechte Idee, vor allem für neugierige Whisky-Freunde)
Ich stimme voll und ganz zu, dass es keinen billigeren Weg gibt, einen unbekannten Whisky zu probieren. Ein interessantes Set zu einem einigermaßen erschwinglichen Preis zu bekommen, ist genial!
Chris, was könnte besser sein!