Buchbesprechung: Spirits – Absinth, Gin, Whisky & Co.

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Buchcover Spirits

Wenn ich nur ein einziges Buch lesen und für meinen Blog rezensieren dürfte, dann wäre es wohl „Spirits“. Welcher Titel würde schon besser zu Schnaps.Blog passen? Die Autoren Joel Harrison und Neil Ridley nehmen den Leser mit auf eine Reise durch die Welt der Spirituosen – und dabei verlassen sie die ausgetrampelten Wege.

Aber von Anfang an: Nach einer kurzen und allgemeinen Einführung zu Themen wie Destillation, Fassreifung und Tasting geht es mit dem Gin gleich zur erste Spirituosen, die das Autorenduo vorstellt. Einem kurzen Steckbrief mit Infos über Namensherkunft, Farbe, Haupterzeugerländer, Bestseller-Marken und wichtigste Zutaten folgen teilweise sehr detaillierte Infos über die Geschichte, Herstellung und Eigenarten von Gin. Hier geht es vor allem um den Gin Craze, also die wahrhaftige Gin-Epidemie, die England im 18. Jahrhundert fest im Griff hatte und für einen Verfall der Sitten sorgte, sowie natürlich um die Botanicals, die den Wacholderbrand zu dem machen, was er ist – nämlich viel mehr als bloß ein Wacholderbrand.

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Eine spirituelle Erfahrung

Im Tequila-Kapitel geht es dem Autorenduo eher darum, dem Leser zu zeigen, dass der Agavenschnaps aus Mexiko nicht nur für ein Besäufnis mit Zitronenspalten und Salz zum Einsatz kommt – auch wenn viele Menschen einzig das mit Tequila verbinden. Dabei ist guter, zu einhundert Prozent aus Agave hergestellter und gereifter Tequila viel zu schade, um ihn einfach mit Sauer und Salzig hinunterzuschütten. Es ist ein feiner Tropfen mit Tiefgang – und er hat mit Mezcal einen hierzulande nahezu unbekannten Vetter. Spätestens hier verlassen viele Leser die Trampelpfade und entdecken „spirituelles“ Neuland.

So klappern Harrison und Ridley die wichtigsten Schnapskategorien ab: Neben Gin und Tequila (mit Mezcal) sind es Absinth (mit Pastis und Arak), Rum (mit Rhum agricole und Cachaça), Whisky, französische Brände (Cognac, Armagnac, Calvados) sowie weitere Brände (u.a. Pisco) und Spirits. Im letztgenannten Kapitel tauchen etwa Baijiu aus China und Soju aus Südkorea auf, von denen ich – ehrlich gesagt – noch nie etwas gehört hatte. Entsprechend ihres Bekanntheitsgrades reservieren die Autoren für diese fernöstlichen Spezialitäten nur wenig Platz im Buch. Aber es sind spannende Einblicke in weniger populäre Trinkkulturen.

Dan Aykroyd macht in Wodka

Apropos spannend: In jedem Kapitel kommen Akteure aus der Branche zur Sprache. In kurzen Interviews stellen innovative Macher ihre Produkte vor. Die Autoren kündigen sie als „Querdenker“ an, weil sie etwas Anderes und Neues ausprobieren als die etablierten Hersteller und Marken – sei es etwa Jean Francois Koenig, Chef einer kleinen Rum-Brennerei auf Mauritius, oder sogar Hollywood-Star Dan Aykroyd, Co-Erfinder des Crystal Head Vodkas aus Kanada – ich war echt überrascht.

Jedes Kapitel schließt mit einer Auswahl von zehn Marken der jeweiligen Spirituosen-Sorte, die Harrison und Ridley besonders empfehlen. Es handelt sich dabei eben nicht um die bekannten Flaschen aus dem Supermarktregal, sondern um die besonderen Perlen unter dem riesigen Aufgebot an Gins, Wodkas, Whiskys oder Weinbränden. Das und die Tatsache, dass das Buch im Original unter dem Titel „Distilled“ in Großbritannien erschienen ist (die Übersetzung ins Deutsche hat Reinhard Ferstl übernommen), machen es teilweise schwierig, die genannten Spirits hierzulande aufzutreiben. Selbst bei der Suche nach einem geeigneten Online-Shop hatte ich oft keinen Erfolg.

Buchinhalte Spirits

Gestaltung und Produktion des Buchs sind sehr hochwertig: Fester Einband, dickes Papier sowie extrem viele Fotos und Grafiken (s. oben). Tolle Aufnahmen von Schnapsflaschen in Barregalen, Fässern in Lagerhäusern und Brennmeistern bei der Arbeit an riesigen Destillationsapparaten machen das Buch fast schon zu einem Bildband. Dass sich Verlag und Autoren dafür entschieden haben, immer wieder Schriftgrad und -art zu ändern, wirkt keineswegs störend, sondern passt ganz im Gegenteil perfekt zum Rest des Layouts. Es macht richtig Spaß, einfach nur zu blättern.

Fazit

Einsteiger in die Welt der Spirituosen, aber auch erfahrene Genießer profitieren gleichermaßen von der Lektüre. Denn die Autoren kratzen trotz des weiten thematischen Spektrums keineswegs nur an der Oberfläche. Sie gehen richtig tief. „Spirits“ ist eine klare Empfehlung für alle, die sich für dieses Thema interessieren.

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