Bruichladdich Black Art 6.01: Das dunkle Geheimnis von Islay

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Bruichladdich Black Art 6.01 Sample

Geheimniskrämerei schafft Neugier schafft Nachfrage schafft Absatz! Nach diesem Konzept funktionierte die Black Art-Reihe von Bruichladdich offensichtlich ganz gut. Jetzt kommt mit dem 6.01 ein weiterer Single Malt Whisky auf den Markt, der die dunkle Familiengeschichte fortsetzt.

Die Fässer, in dem dieser Single Malt aus dem Hause Bruichladdich reifen durfte, sind das große Geheimnis. Denn Head Distiller Adam Hannet verrät nicht, welche Eichen-Bottiche er vermählt hat, um die aktuelle Black Art-Abfüllung zu erschaffen. Angeblich kannte er die Fässer seiner Wahl aber schon sehr lange, hat sie bereits mit seinem Vorgänger Jim McEwan umgefüllt und umgelagert. Der Werdegang aller Fässer sei im wohlbekannt, sagt Hennet, und sie stammen aus jeder Ecke des Lagerhauses. Ganz schön nebulös also!

Bruichladdich Black Art 6.01 Flasche

Wo Verbraucher gerne nach Transparenz rufen, scheint hier gerade das Geheimnis das Geheimnis des Erfolgs zu sein. Denn die bisherigen fünf Abfüllungen der Reihe sind unter Whisky-Freunden bekannt und beliebt. Und wenn ich mir die Diskussionen und Angebote zur Flaschenteilung in den diversen Foren anschaue, dürfte das bei der neuen – dem Black Art 6.01** – wieder so sein. Zugegeben: Die Qualität, die man von Bruichladdich kennt, dürfte ebenfalls eine Rolle spielen.

Ganz im Tarnanzug kommt der Bruichladdich Black Art 6.01 dann aber doch nicht daher. Wir kennen sein Alter: Stolze 26 Jahre hat er auf dem Buckel, im Jahr 1990 wurde die einzelnen Bestandteile in die Fässer gefüllt. Stichwort: Jahrgangs-Whisky. Damit ist er der älteste der Familie. Zum Vergleich: Der erste Black Art aus dem Jahr 2009 war 19 Jahre alt, danach wurden die Abfüllungen immer älter.

Bekannt ist zudem, dass der Single Malt vollständig auf Islay destilliert wurde, reifte und schließlich seinen Weg in die Flasche fand. Er hat fasssstarke, aber gleichzeitig auch trinkfreundliche 46,9 Prozent und ist auf 18.000 Flaschen limitiert – das sind allerdings deutlich mehr als bei seinen Vorgängern, wenn ich richtig informiert bin. Leider ist auch der Preis bekannt: 0,7 Liter kosten rund 300 Euro – happig! Aber das sind nun mal die Summen, die man heutzutage hinlegen muss für eine Kombination aus dem entsprechenden Alter, einer limitierten Auflage und einer extrem beliebten Brennerei. Lohnt es sich denn wenigstens?

Tasting des Bruichladdich Black Art 6.01**

Geruch: Schon beim ersten Riechen ist mir klar, dass ich mir hier Zeit lassen muss. Die Komplexität des 6.01 fordert Aufmerksamkeit. Bei jedem Schnuppern kann ich etwas Neues finden. Zuerst ist es ein Mix aus roten und grünen Äpfel, Hollunder, Rosinen und roten Trauben. Später kommen noch Honig, Ananas, Mandarinen und ein Hauch von Tabak dazu. Nachdem ich den Whisky eine viertel Stunde habe atmen lassen, bin ich mir ziemlich sicher, Butterkekse und Fruchtmüsli mit Crumble wiederzuerkennen. Die Nase ist also relativ süß.

Geschmack: Im Mund geht es deutlich dunkler und trockener weiter: Zartbitterschokolade, Crème brûlée mit sehr stark gerösteter Zuckerkruste, ein deutlicher Anklang von Eiche (immerhin 26 Jahre lang war der Whisky in Kontakt mit dem Holz), Marzipan und dunkle Früchte wie Datteln, Rosinen und Pflaumen kann ich herausschmecken. Im Vergleich zur Nase verliert der Black Art am Gaumen kaum Aroma – tolle Sache.

Abgang: Im lang anhaltenden Nachklang ist die Schokolade noch dunkler, die Eiche noch trockener. Es kommt aber auch noch mal ein Hauch Frische mit rein: saftige Honigmelone, etwas Anis und Zimt. Insgesamt überwiegt die Würzigkeit.

Fazit: Von der Nase, über den Mund bis zum Abgang wird der Black Art 6.01 immer dunkler und herber. Stehen am Anfang noch die fruchtig-süßen Aromen im Vordergrund, bleibt nach dem Runterschlucken Würzigkeit und ein sehr trockenes Gefühl im Mund zurück. Das ist es, was für mich einen vielschichtigen Whisky ausmacht. Und dieser Bruichladdich ist solch ein Whisky. Vom Alkohol ist während der ganzen Verkostungszeit nichts zu spüren, bei angenehmen 46,9 Prozent aber auch kein Wunder.

Ist die Flasche nun 300 Euro wert? Das ist immer so eine Frage, wenn man sich in solchen Preisregionen bewegt. Auch wenn es sich hier ohne Zweifel um einen erstklassigen Single Malt handelt, muss ich für mich sagen: Ich würde nicht so viel Geld dafür ausgeben, auch wenn sich die edle schwarze Flasche sicher gut im Regal macht. Am Ende ist es eine Frage des eigenen Budgets – wie bei so vielen Dingen im Leben.

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